3. DAFT - Blindtest
Markus Diesing
 
Probe 1
Mischung: Latakia + ?
Schnittbreite: broken Flake, ca. 6cm lange Stränge
Stärke: medium bis stark
 
Als das Päckchen bei mir zu Hause ankam, hätte ich vermutlich auch ohne Jörgs Absender gewusst, dass es sich um die Tabakproben handelte. Der ganze Umschlag war umgeben von einem intensiven, würzigen Duft. Nach dem Öffnen fiel mir sofort der Ziplock-Beutel mit der ersten Probe ins Auge. Für mich war das der schwärzeste Tabek, den ich bisher gesehen hatte. Die Stücke waren hauptsächlich schwarz mit kleinen helleren Punkten darin.
 
In der Tüte lagen einige Stücke, die eindeutig als ehemalige Flakes zu identifizieren waren. Bei der Ankunft waren sie leider etwas zerbröselt und nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Nach dem öffnen schlug mir eine Wolke intensivsten Teergeruches in die Nase. Meine Freundin hätte mich schon nach dieser Aktion fast aus der Wohnung geschmissen :-) Mutig hielt ich meine Nase tiefer in den Beutel um zu erkunden, was der Tabak ausser diesem vorherrschenden Geruch noch so alles zu beiten hatte. Ich glaube, ich konnte noch eine leicht süssliche Note erkennen, weshalb ich mich vor Teer auf Lakritze verlegte. Der vergleich scheint mir ganz angemessen, allerdings nur, wenn man dabei an diese ganz starken Lakritz-Pastillen denkt.
 
Nun folgte die nächste Entscheidung: Welche Pfeife sollte ich für einen solchen Tabak nehmen. Ich entschied mich für meine Genod mit mittlerem bis grossem Füllvolumen, um dem Tabak die Chance zu geben, sich richtig zu entfalten. Angesichts der leicht angeschlagenen Verfassung der Flakes bröselte ich diese nun ganz klein und stopfte die auserwählte Pfeife nicht zu fest mit dem Tabak. Hier war nun endgültig der Moment gekommen, mich auf den Balkon zurückzuziehen...
 
Ich hatte in daft schon mehrmals gelesen, dass gerade Tabake mit den beschriebenen Geruchseigenschaften gänzlich andere Geschmacksnoten beim Rauchen entfalten können. Und tatsächlich, nach dem Anzünden, das bemerkenswert einfach ging, brannte der Tabak willig und problemlos von selbst und ich konnte mir einen ersten Eindruck von dessen Geschmack machen.
Tatsächlich, der Teer/Lakritzgeruch war fast vollständig einem angenehm würzigen Geschmack gewichen, der mir recht gut gefiel.
 
Ich denke mal, dass der Latakia hier den Geschmack vorwiegend prägt. Gerade das erste Drittel der Füllung erfreute ich mich an dem intensiven Geschmack, der mir so vollmundig vorkam, dass er mich beinahe zum kauen animierte :-)
Bedingt durch die Feuchtigkeit der Flakes bildete sich bei mir etwas Kondensat am Boden der Brennkammer, das ich mit einem Pfeifenputzer schnell entsorgte. Zur Mitte hin wurde der Tabak nuancenreicher und mir fiel auf, dass sich jetzt eine gewisse leichte Süsse mit in den Rauch mischte.
Ich begann, mit meinem Zugverhalten etwas zu experimentieren und siehe da, die Süsse verstärkte sich, je gleichmässiger und langsamer ich an der Pfeife zog. Meine Assoziationen zu dem Geschmack verlagerten sich auf "Nadelwald nach Regen" und "orientalischer Basar".
Für mich als Latakia-Anfänger war die Vielzahl verschiedener Geschmacksausprägungen faszinierend.
 
Gegen Ende der Füllung empfand ich den Geschmack als flacher und hier wollte der Tabak auch mit sehr viel Konzentration geraucht werden. Ein unbedachtes schnelles Ziehen quittierte er mit einer beissenden Schärfe. Auch nahm die Ähnlichkeit mit dem Geruch des Tabaks jetzt zu.
Vielleicht lag dies aber auch daran, dass der letzte Rest der Füllung bedingt durch das Kondensat recht feucht war und schwerlicher brannte als der übrige Tabak.
 
Das Brandverhalten war über die gesamte Pfeife sehr gut, ich hatte keine Hitzeprobleme und musste trotzdem nur 3 mal "nachfeuern".
 
Insgesamt bin ich sehr gespannt, was für ein Kraut Jörg mir da geschickt hat. Für mich ist es kein Tabak, den ich jeden Tag rauchen würde, allerdings denke ich mal, dass ich mir eine kleine Dose davon kaufen werde, um ihn bei Verlangen im Haus zu haben.
 
Bezüglich der Raumnote muss ich hinzufügen, dass meine Freundin sich lauthals beschwert hat und der Tabak von ihr das Prädikat "durchgefallen" erntete :-)
Bengal Slices
 
 
Probe 2
Der zweite Zip-Lock-Beutel sieht im Gegensatz zu Probe Nr. 1 richtig normal aus. Der enthaltene Tabak ist eine bunte Mischung aus Blättern aller Farbtöne - von ganz schwarz bis fast rötlich. Als Pfeifenanfänger wage ich lieber nicht zu tippen, welche Tabake da alle enthalten sind. Wenn ich meine Nase mal ganz tief in die Tüte halte, dann wuerde ich allerdings auch bei diesem Tabak auf einen geringen Anteil an Latakia tippen - etwas modrig riecht es schon :-) Ansonsten ist noch zu sagen, dass der Tabak lose im Beutel herumfliegt, und es relativ kleine, vielleicht 1-2cm lange dünn geschnittene Streifen sind. Der Geruch lässt auf einen aromatisierten Tabak schliessen, allerdings könnte ich nicht sagen, wonach es duften soll.
 
Das Stopfen geht dadurch relativ einfach, denn man muss nicht erst mit dem Messer ran und es steht auch keine Entscheidung an, ob ich nun irgendwelche Flakes zerbrösele oder eben nicht. Anzünden lässt sich die Mischung gut, sie brennt problemlos, wird nicht zu schnell heiss und raucht sich ganz angenehm. Zu Beginn konnte ich allerdings keinen bestimmten Geschmack erkennen. Bis zur Mitte mischt sich dann eine immer stärker hervortretende Süsse in den Rauch, die nicht unangenehm ist und leicht bitter wird, wenn man mal nicht ganz so sorgsam an der Pfeife zieht. Es bildet sich etwas Kondensat am Boden der Brennkammer, allerdings nicht genug, um die Pfeife zum blubbern zu bringen.
Was mir sehr negativ auffiel ist, dass der Tabak ein erneutes Anzünden nach einer kleinen Pause von höchstens 10 Minuten mit absolutem Aromaverlust bestrafte. Den Rest des Tabaks rauchte ich mehr der Pfeife zuliebe - die Aromen waren alle weg.
 
Ansonsten fällt mir nicht mehr allzu viel zu der Mischung ein. Ich finde sie eher durchschnittlich und werde sie mir wohl nicht kaufen, wenn ich erfahre, was es ist. Da war Nummer 1 schon spannender .
(nicht böse sein Jörg!)
MacBaren : The Solent Mixture
 
 
Probe 3
Probe drei versteckte sich in meinem Fall in einem Stueck Alufolie. Nach dem entfalten des Briefchens war ich schon erstaunt. Da lagen vor mir doch tatsaechlich so kleine runde Flakes, wie sie immer bei den Beschreibungen von Escudo verwendet werden. Ungefaehr so gross wie ein 10-Pfennig-Stueck und alle von leicht unterschiedlicher farbe. Einige waren durch und durch hellbraun, andere hatten in der Mitte fast schwarzen Tabak und waren an den Raendern recht hell. Wie schon bei den anderen Proben wage ich nicht, hier einen Tip ueber die verwendeten Tabaksorten abzugeben, der Geruch hat imho ein bisschen etwas von einem Heuhaufen, allerdings von einem recht wuerzigen :-) Ehrlich gesagt bin ich schon allein deshalb auf die Aufloesung gespannt, weil ich noch immer nciht weiss, ob es ausser dem Escudo noch andere Tabake gibt, die so aussehen. Jedenfalls waren die huebschen raeder von der Post etwas gequetscht worden und weil wohl auch die Alufolie nicht so ganz luftdicht gewesen ist, waren sie etwas angetrocknet und ein wenig broeselig. Ich entschied mich daher, die verbliebenen Raeder ganz zu zerkleinern und stofte sie anschliessend in eine Pfeife.
 
Das Anzuenden ging gut - kein Wunder, der Tabak war ja auch ein wenig trocken geworden auf seiner Reise. Gleich bei den ersten Zuegen empfand ich eine leichte Suesse, die allerdings nicht so kuenstlich wirkte wie bei Probe zwei. Den Heugeruch konnte ich nur schwerlich ausmachen, allerdings stellte sich bei mir relativ schnell das schon von anderen daftlern beschriebene seifige Gefuehl ein. Fuer mich hatte der Geschmack eine leicht seifige Note, die mir doch etwas die Freude am Rauchen vermieste. Insbesondere im Gegensatz zur ersten Probe fuehlte sich der Rauch hier sehr leicht an. Die Suesse blieb waehrend der ganzen Fuellung erhalten und veraenderte sich immer wieder ein wenig. Gemessen an meinem Eindruck nach dem ersten Schnuppern war ich ueberrascht, dass der Tabak doch so suesslich leicht ist. Die von Joerg gestiftete Menge reichte leider nur fuer zwei Fuellungen, ich hatte allerdings den Eindruck, dass sich das seifige mit ein bisschen "Uebung" verfluechtigt und der Geschmack facettenreicher wird. Ich haette gerne noch ein bisschen damit experimentiert, aber leider gab meine Probe nicht mehr her. Mein zweiter Rauchversuch fand, vielleicht macht das auch etwas aus, in einer sehr kleinen Pfeife statt. Ich stopfte sie ganz leicht - meine naive Anfaengervorstellung war, dass sich dann das Aroma vielleicht besser entfaltet. Jedenfalls schmeckte es hier besser als beim ersten Versuch in einer Genod.
 
Mein Abschlussurteil lautet daher: Werde ich kaufen, um zu testen. Ist imho fuer jeden mal einen Versuch wert, der nicht gerade ausschliesslich Tabake wie Probe eins raucht.
MacBaren : Dark Twist
 
PS: Ich hoffe mal, dass meine Beschreibungen irgend jemandem nutzen, auch wenn sie mit Sicherheit alles andere als professionell sind. Ich habe mangels ausreichender theoretischer Grundkenntnisse versucht, meine Eindrücke so genau wie möglich zu beschreiben und hoffe mal, dass sich auch ein Dritter darunter etwas vorstellen kann. Vielleicht sind es ja Beschreibungen von einem Anfänger für Anfänger geworden :-)